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Polestar Future Talk 4.0: «Resilienz stärken und Krisen überwinden»

Die Welt ist geprägt von ständigem Wandel und unvorhersehbaren Herausforderungen. Von Naturkatastrophen über wirtschaftliche Turbulenzen bis hin zu globalen Pandemien – Krisen sind ein fester Bestandteil des Lebens und wir müssen lernen, damit umzugehen. Doch wie können wir das erreichen? Darüber diskutierten am 5. Oktober New Work Expertin Barbara Josef und Gastronom Michel Péclard mit Moderator Stephan Sigrist am vierten Future Talk im Polestar Space in Zürich.

In der heutigen Gesellschaft stehen wir vor zahlreichen Herausforderungen. Ein Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen und Krisen ist die Fähigkeit zur Resilienz. Dabei ist Resilienz mehr als nur ein Trendwort; sie ist ein wesentliches Werkzeug, um sich in einer schnelllebigen Welt zu behaupten – das gilt sowohl für Menschen, als auch Unternehmen.

Resilienz ist die Fähigkeit, Rückschläge und Belastungen zu überwinden, sich an Veränderungen anzupassen und sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Resiliente Menschen und Unternehmen können sich auf ihre inneren Ressourcen verlassen, um in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben. Doch kann man Resilienz trainieren? Hilft eine gestärkte Resilienz künftige Krisen besser zu meistern? Und werden Krisen dadurch vielleicht sogar zu Chancen?

Rückblickend war die Pandemie eine Chance für uns. Wir konnten verschiedene Bereiche unserer Firma überdenken und neue Wege gehen.
Michel Péclard

Anpassungsfähigkeit als Schlüsselfaktor

Michel Péclard betreibt 16 Restaurants und Beizen rund um den Zürichsee. Die Corona-Pandemie hat ihn und die Gastronomiebranche hart getroffen. «Als Covid kam, hatte ich Panik», sagt Péclard und weiter: «Plötzlich war alles zu, ich hatte 500 Mitarbeitende zu versorgen und wusste nicht, wie lange wir so überleben würden.» Einen Notfallplan hatte der Zürcher nicht, aber einen guten Riecher. «Innerhalb einer Woche haben wir gemeinsam mit unseren Lieferanten einen Gemüse-Heimlieferdienst aufgebaut. Wir lieferten Gemüse im Akkord aus, das war der Wahnsinn», sagt Péclard. Diese Anpassungsfähigkeit ist ein wichtiger Schlüsselfaktor, um die Resilienz eines Unternehmens zu stärken. «Rückblickend war die Pandemie eine Chance für uns. Wir konnten verschiedene Bereiche unserer Firma überdenken und neue Wege gehen.»

Eine Krise als Chance sehen? Im ersten Moment tun das wohl die wenigsten Menschen. Das beobachtete auch Barbara Josef, New Work Expertin: «Zwar haben viele Unternehmen den ersten Schock der Pandemie gut überstanden, doch jetzt folgt die grosse Ernüchterung». Nach der Krise ist vor der Krise – Inflation, Fachkräftemangel, Klimawandel. In der Krise reagieren viele schnell und pragmatisch, doch wie kann man diese Beweglichkeit auch im Alltag aufrecht erhalten? Barbara Josef war vor der Gründung ihrer Firma 5-9 AG in diversen Funktionen und Branchen tätig, zuletzt als Leiterin Kommunikation und gesellschaftliches Engagement in der Geschäftsleitung von Microsoft Schweiz, wo sie als Mitinitiantin der «Work Smart Initiative» ihre Leidenschaft für die «Neuen Arbeitswelten» entdeckte.

Sinnhaftigkeit ist Zeitgeist und keine Generationsfrage.
Barbara Josef

Sich in der Krise neu erfinden

Aber auch die neuen Arbeitswelten scheinen dem aktuellen Fachkräftemangel nicht Herr zu werden. In der Gastronomie sei dies ein grosses Problem, bestätigt Michel Péclard. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. «Wir haben uns in der Pandemie neu erfunden. Das Infragestellen unserer Systeme ist faszinierend.» Seither bildet eine eigene Kochschule junge Fachkräfte und Asylsuchende aus und attraktive Umsatzlöhne sorgten unlängst für Schlagzeilen. «Wir mussten handeln, um dem entgegenzuwirken, denn vom Arbeitsmarkt konnten wir nichts erwarten», sagt Michel Péclard und weiter: «Selbst die Generation Z ist plötzlich begeistert, weil sie nicht mehr für mich arbeitet, sondern für sich. Seit der Einführung der Umsatzbeteiligung sind unsere Mitarbeitenden auch plötzlich viel weniger krank», sagt Michel Péclard und bringt das Publikum zum Lachen.

Die Generation Z sorgte am Polestar Talk immer wieder für Gesprächsstoff. Barbara Josef: «Ich weigere mich, die neue Generation als faul und unmotiviert zu sehen. Sie haben andere Ansprüche und wir müssen lernen, diese zu verstehen und anzusprechen. Dabei geht es nicht nur um die Sinnhaftigkeit. Denn Sinnhaftigkeit ist Zeitgeist und keine Generationsfrage. Der Lohn allein ist nicht entscheidend, sondern auch die Wertschätzung, die Zugehörigkeit, die Sichtbarkeit und die Möglichkeit zur Mitgestaltung.» Fakt ist: Mitarbeitende, die sich mit einem Unternehmen identifizieren und motiviert sind, tragen dazu bei, die Resilienz eines Unternehmens zu stärken. Doch ganz so einfach ist es nicht. «Der Mensch nach Covid ist dünnhäutiger geworden», sagt Michel Péclard. Seine Lösung: Grosszügigkeit und Wohlwollen. «In unserer kalten, gewinnorientierten Welt sind Liebe und Familie viel Wert.»

In Hinblick auf zukünftige Krisen sollten Unternehmen aber auch ihre Lieferketten überdenken und stärken. Eine Diversifizierung von Lieferanten und eine bessere Transparenz in der Lieferkette können dazu beitragen, Ausfälle und Unterbrechungen, die durch externe Faktoren verursacht werden, zu minimieren. Hinzukommt, da ist sich Barbara Josef sicher: «Firmen, die partnerschaftlich mit ihren Ökosystem-Partnern umgehen, sind resilienter – weil man in schwierigen Situationen gemeinsam nach Lösungen sucht, statt nur den eigenen Gewinn zu optimieren.» Michel Péclard hat hierzu eine klare und simple Strategie – regional, lokal und persönlich. Nebst eigenen Fischern auf dem Zürichsee und lokalen Lieferanten, baut er aktuell eine eigene Hühnerfarm. «Unsere Hühner werden dort ein wunderschönes Leben haben», sagt Michel Péclard. Doch regional, biologisch und nachhaltig zu sein, hat auch seinen Preis. «Wir wissen, dass wir nicht günstig sind. Ich habe den Mut, teuer zu sein und die Leute sind bereit, es zu bezahlen», so Michel Péclard. Eine wichtige Rolle hierbei spielt die Kommunikation. «Kommunikation ist ein Schlüsselwort. Denn nur dank ihr, können wir auch Geschichten erzählen», sagt Barbara Josef. Kundinnnen und Kunden sowie Mitarbeitende wollen heute nicht einfach ein Produkt haben oder ein Büro zum Arbeiten. Sie wollen einen emotionalen Wert, sie wollen die Geschichte dahinter.

Die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeitsaspekte kann die langfristige Stabilität eines Unternehmens verbessern und es widerstandsfähiger gegenüber externen Druckfaktoren machen. «Die Wertethematik steht heute klar im Fokus, auch weil Kundinnen und Kunden das einfordern. Nur wenn wir ehrlich sind, sieht man, dass vor allem in die Kommunikation rund um das Thema Nachhaltigkeit investiert wird und nicht in nachhaltige Wertschöfpungsketten», erklärt Barbara Josef. Oft wäre nicht nur ein Umdenken, sondern ein Neudenken gefordert. Hier sind  junge Unternehmen und Start-ups ohne Vergangenheit klar im Vorteil. «Ein gutes Beispiel ist die Automobilbranche. Interne Widerstände haben bei etablierten Playern jahrelang die Entwicklung von Elektroautos verhindert. Ein Start-up kann ohne Altlasten und Verpflichtungen Neues ausprobieren und ungeschriebene Branchengesetze ignorieren», sagt Josef.

Resilienz stärken durch Kooperationen

Ein Produktmanager wird immer versuchen, einen Markt für sein Produkt zu finden. «Ein Start-up denkt vom Kunden aus und startet mit unendlicher Neugier», so Barbara Josef und weiter: «Aber jetzt einfach zu sagen: ‹Wir sind zu gross, dumm gelaufen!›, das geht nicht.» Die Lösung liegt in diesem Fall in Kooperationen und Partnerschaften. Für Barbara Josef ein wichtiger Punkt im Hinblick auf eine nachhaltige Transformation eines Unternehmens. «Unternehmen müssten viel mehr an «New Deals» und Kooperationen denken. Man sollte sich mit den Besten vernetzen.» Insbesondere das Zusammenspiel von etablierten Unternehmen mit viel Kapital und guten Beziehungen zum Markt und jungen Start-ups, die unkonventionell und innovativ neue Wege gehen, kann die Resilienz eines Unternehmens zusätzlich stärken. Eine Maxime, der auch Michel Péclard folgt. «Wir haben in ein junges Zürcher Start-up investiert, das aus Abfall Besteck herstellt, das man essen und kompostieren kann. Das ist für uns als Gastro-Unternehmen grossartig», sagt Péclard.

Für die New Work Expertin ist auch klar, resilienter wird man dann, wenn man Ressourcen schnell umverteilen kann. «Die neue Effizienz ist die Resilienz», sagt Barbara Josef. Wir werden aber nicht durch Weiterbildungen resilienter, sondern durch die Bewältigung von echten Herausforderungen, ist Barbara Josef überzeugt.  «Damit Menschen und Firmen sich laufend weiterentwickeln und gestärkt aus Krisen gehen, ist es wichtig, dass sie immer wieder innehalten und reflektieren, was sie gelernt haben. Zudem braucht es Freiräume – nur dann gelingt es, neue Wege einzuschlagen und Bestehendes zu hinterfragen.», sagt Barbara Josef.

Und weitere Herausforderungen werden kommen, da sind sich alle einig. Doch es gibt Möglichkeiten aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Den Beweis lieferten an diesem Abend Michel Péclard und Barbara Josef. Ob als Unternehmer, Privatperson oder Start-up - es gilt: «Wenn eine Krise kommt, muss man sich öffnen», sagt Michel Péclard und Barbara Josef fügt zum Abschluss an: «Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind die Schlüsselfaktoren im digitalen Zeitalter».

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