Seelenverwandte: Orrefors und Polestar

Orrefors ist eine schwedische Glashütte, die von Stielgläsern bis hin zum unverkennbaren Gangwahlhebel des Polestar 1 eine große Auswahl an Glasprodukten herstellt. Wir haben mit COO Lotta Fonsell und Account Manager Lars Sjögren über bleifreies Kristall, grüne Energie und das Einschmuggeln deutscher Glasbläser in Bierfässern gesprochen.

Glass artisans making gearshift out of lead-free crystal.

Können Sie sich zunächst vielleicht kurz vorstellen?

Ich bin Lotta Fonsell und als Chief Operating Officer (COO) bei Orrefors tätig. Geboren wurde ich in Südschweden unweit der Stadt Växjö in der historischen Provinz Småland. Ich habe auch den Großteil meiner beruflichen Laufbahn in Småland verbracht. In der Kultur von Småland, sozusagen.

Mein Name ist Lars Sjögren; ich bin Projektingenieur und der Key Account Manager für Polestar. Mit ein paar Unterbrechungen arbeite ich schon seit rund 30 Jahren für Orrefors.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Polestar und Orrefors?

Sjögren: Als wir für ein Konzeptfahrzeug von Volvo, den S80, eine Mittelkonsole aus Kristallglas fertigten, schlugen wir vor, auch einen gläsernen Wählhebel zu produzieren.

Fonsell: Zu der Zeit war der Kfz-Sektor absolutes Neuland für uns. Wir stellen traditionell alles von Hand her – mundgeblasene Stielgläser, Vasen und vieles mehr. Es ist sehr interessant: Orrefors und Polestar kommen aus zwei grundverschiedenen Welten, legen aber beide gleich viel – nämlich sehr viel – Wert auf Präzision. Die Zusammenarbeit war sehr angenehm. Alle Beteiligten wollten eine Lösung finden und nahmen die damit verbundenen Herausforderungen auf sich.

Wie wird der gläserne Wählhebel hergestellt?

Fonsell: Der Glasbläser oder die Glasbläserin nimmt das geschmolzene Glas auf der Glasmacherpfeife auf und drückt es in die Form. Nach einigen Sekunden wird die Form geöffnet und das Glas umgedreht, um Unregelmäßigkeiten mit einer Flamme zu beseitigen.

Sjögren: Das nennt sich Flammpolieren. Anschließend wird das geformte Glas über Nacht in einer Kühlzone gekühlt.

Fonsell: Während das Glas abkühlt, wird es auf einem Förderband bewegt, damit sich seine Temperatur gleichmäßig senkt. Das ist die wirksamste Methode, um Spannungen im Glas zu entfernen.

Wie lange dauert der gesamte Prozess?

Sjögren: Das Schmelzen dauert 16 Stunden. Am Ende eines Arbeitstages beginnen wir mit dem Schmelzprozess und am nächsten Tag in der Früh ist das Glas bereit. Die Schmelztemperatur beträgt ungefähr 1.400 °C.

Fonsell: Dann muss das Glas über Nacht abkühlen. Das Schleifen und Polieren dauert einen weiteren Arbeitstag.

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The crystal gear shifter of the Polestar 1.

Warum passt der gläserne Wählhebel von Orrefors so gut in den Polestar 1?

Sjögren: Der Polestar 1 ist das luxuriöseste schwedische Auto, das es derzeit auf dem Markt gibt.

Fonsell: Polestar und Orrefors passen einfach perfekt zusammen. Orrefors hat sich ganz schön hohe Ziele gesteckt: Wir wollen uns als die begehrteste Marke für Kristallglas etablieren. Es ist schön, zwei schwedische Unternehmen nebeneinander zu sehen, die beide für erstklassiges Design und höchste Qualität stehen. Polestar und Orrefors passen also sowohl aus qualitäts- als auch aus designtechnischer Sicht gut zusammen.

Was sind die Ursprünge von Orrefors?

Fonsell: In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es zwei schwedische Generalleutnants, die als Anerkennung für ihre Dienste zu Gouverneuren von Växjö und Kalmar ernannt wurden. König Friedrich I. gab ihnen den Auftrag, Glashütten zu gründen. Ihre Namen waren [Anders] Koskull und [Georg Bogislaus] Staël [von Holstein], woraus sich der Name „Kosta“ ableitet. Die Arbeitslosigkeit in der Region war damals sehr hoch und es gab viele Eisenhütten. Über das Glasblasen wusste man relativ wenig, also holte man sich Leute aus Italien – stimmt’s?

Sjögren: Und auch aus Deutschland, glaube ich.

Fonsell: Die Deutschen wollten ihre Glasbläser nicht hergeben, also mussten wir sie einschmuggeln. Es gibt Geschichten, wie sie in den Anfängen der Glasproduktion heimlich ins Land gebracht wurden.

Was für Geschichten?

Fonsell: Angeblich wurden Glasbläser in Bierfässern ins Land geschmuggelt.

Die Autos von Polestar vereinen Form und Funktion – genau wie die Produktlinie „Beer“ von Orrefors. Sind alle Glaswaren von Orrefors funktionell oder gibt es auch rein dekorative Produkte?

Fonsell: Da wir mit farblosem Transparentglas arbeiten, dienen unsere Glaswaren weniger zur Dekoration. Wir sind auf schnörkellose Produkte aus geschliffenen Glas spezialisiert – Form und Funktion eben.

Sjögren: Ich sage immer, dass sie zeitlos sind. Glas ist zeitlos.

The interior of the Polestar 1, featuring the Orrefors crystal gear shifter.

Orrefors besitzt eine Reihe von Umweltzertifizierungen (z. B. ISO 9001:2008). Mit welchen Maßnahmen versuchen Sie, als umweltfreundliches und nachhaltiges Unternehmen zu agieren?

Fonsell: Wir haben uns für alles, was Umweltauswirkungen haben könnte, Ziele gesetzt: CO2-Emissionen, Energie, Wasserverbrauch und mehr. Eines unserer zentralen Themen ist die Wiederverwertung von Altglas: Unser Recyclinganteil liegt derzeit bei 75 Prozent und wir wollen ihn weiter erhöhen. Spätestens ab dem Jahr 2025 möchten wir zudem ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. Daran arbeiten wir schon eine ganze Weile.

Sjögren: Außerdem können wir von uns behaupten, dass wir als erste Glashütte der Welt bleifreies Kristall produziert haben. Wir sind seit 20 Jahren bleifrei.

Ist die Glasherstellung von Natur aus ein umweltfreundlicher Prozess? Wenn ja, warum?

Fonsell: Der verwendete Rohstoff ist Siliciumdioxid; von daher ist es also sehr umweltfreundlich. Allerdings benötigt das Aufheizen der Öfen sehr viel Energie, wie man sich unschwer vorstellen kann. Wir setzen also an diesem Punkt an und steigen etwa von Gas auf Strom um, wobei wir großen Wert auf Ökostrom legen.

Sjögren: Und wenn wir Dinge wie einen Wählhebel recyceln, verbraucht das weniger Energie. Es ist einfacher, einen Wählhebel zu schmelzen, als aus dem Rohmaterial einen komplett neuen zu produzieren.

Abgesehen von den gemeinsamen schwedischen Wurzeln und dem Designfokus – welche Ähnlichkeiten gibt es sonst noch zwischen Polestar und Orrefors?

Fonsell: Ressourcenmangel ist nichts Neues für die Menschen in Småland, und diese Herausforderung macht erfinderisch. Ich denke, Polestar geht es ähnlich. Das skandinavische Design ist auch etwas, das wir gemeinsam haben. Polestar vereint Einfachheit mit Raffinesse, und auch viele unserer Produkte zeigen, wie schön Einfaches sein kann. So sehe ich das zumindest.

Kreativität ohne Grenzen ist nicht möglich, oder?

Sjögren: Stimmt.

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